Für eine Reportage in meinen Frühlingsausgaben habe ich nochmal Anlauf genommen und einiges ausprobiert und gelesen. Doch weder Hypnose, noch HCG oder low carb haben den gewünschten Erfolg gebracht. Zwei großartige Bücher und eine spannende Therapiesitzung haben mich zum Schluss geführt: Es reicht!

Die Liste der Diäten, Varianten, Ernährungsformen, Hilfsmittel und Richtlinien, die ich in den letzten Monaten und Jahren ausprobiert habe, ist so lang, dass ich mich schon als – leider erfolglose – Expertin fühle. Da gibt es zwischen Kohlsuppe und Schwangerschaftshormon wohl kaum mehr etwas, das ich nicht schon ausprobiert hätte.

Mit dem Ergebnis, dass nichts von alledem nachhaltigen Erfolg brachte. Der letzte erfolgreiche Akt zum leidigen Thema Abnehmen war vor vielen Jahren mein Metabolic-Programm. Es war ein sehr eng gesteckter Plan, engmaschige Motivationsbegleitung und heute denke ich, dass vor allem meine fröhliche Lebensphase damals maßgeblich daran beteiligt war, dass ich in so kurzer Zeit so erfolgreich mein Gewicht reduzieren konnte. Damals hatte ich auch meine Ernährung umgestellt und eigentlich halte ich mich an viele der Regeln auch heute noch. Aber eben nicht an alle …

 

FRUST

Dass es mit meinem Gewicht wieder bergauf ging, als bei meiner Mutter eine Krebserkrankung im Endstadium festgestellt wurde, sie bei uns während ihrer Behandlung einzog und ich sie ein Jahr später auf ihrem letzten Weg begleiten musste, hätte mir schon viel früher zu denken geben sollen. Aber ich tat es mit dem geläufigen „Ich bin halt ein Frust-Esser“ ab, und wiegte mich weiter in der Hoffnung, dass es mit dem Gewicht wieder bergab gehen würde, wenn der „Frust“ vorüber war. Übersehen hatte ich dabei allerdings, dass bereits die Tatsache, dass ich mir in diesen eineinhalb Jahren wieder grandiose 20 Kilo angegessen hatte, zu einem enormen Frustpegel führten!

In ihrem Buch „Kopfsache Schlank“ beschreiben Iris Zachenhofer und Marion Reddy auf fröhliche Weise anhand ihrer eigenen Geschichte, wie sehr unser Gehirn (das sich von Glukose ernährt!) an diesem Thema beteiligt ist. Das Belohnungszentrum, das nach einem harten Arbeitstag nach Schoki oder Chips verlangt, weil wir so brav durchgehalten haben. Das kenne ich nur allzu gut: Wenn ich, weit nach Mitternacht, nach einem Intensivtag kaum vom PC wegkam, meldet sich mein Belohnungszentrum so massiv zu Wort, dass ich mitten in der Nacht wie ferngesteuert eine Lade nach der anderen nach etwas Nasch-barem durchsuche. Aber auch tagsüber, etwa in einer Konfliktsituation, wird der „Hunger“ nach einem Trostspender laut. Es kann also in Stresszeiten passieren, dass ich mich den ganzen Tag politisch äußerst korrekt an meine gerade aktuellen Ernährungspläne gehalten habe, um dann – mitten in der Nacht – einfach umzufallen …

Welche Auswirkung das auf unsere Seele hat, beschreibt nicht nur die Geschichte von Iris Zachenhofer sehr authentisch. Maria Sanchez schreibt in ihrem Buch „Sehnsucht und Hunger“ was es mit dem „emotionalen Essen“ auf sich hat. Woher es kommt (meist Kindheit), wie es wahrgenommen und bewusst gemacht werden kann und vor allem, wie man aus diesem Teufelskreis entkommt. Zufällig traf ich zeitgleich meine liebe Freundin Barbara Kienast. In einer unserer Plauderstunden, für die wir uns leider nur alle paar Monate Zeit freischaufeln können, kam auch meine ewige Abnehm-Thematik auf, und obwohl gar keine Sitzung geplant war, ergab sie sich überraschenderweise. Mit dem Ergebnis, das genau zum emotionalen Essen passt: In meiner Ursprungsfamilie musste ich schon früh Verantwortung für andere übernehmen, was zu einem üblen Muster führte. Tatsächlich ist es auch heute noch so, dass die Bedürfnisse aller anderen ringsum – egal, ob meine Kinder, meine Hunde oder meine Kunden – vor meinen eigenen kommen. Ja, oft ist es sogar so, dass ich meine eigenen gar nicht wahrnehme.

Viele gute Ideen zum Ausstieg aus einem solchen Muster liefert die Neurochirugin Iris Zachenhofer in ihrem Buch, anhand ihrer eigenen „Leidensgeschichte“ und zeigt, wie man sich das eigene Gehirn zum Verbündeten machen kann. Dabei wollte sie wider besseren Wissens auf Spaghetti oder das eine oder andere Glas Wein nicht verzichten, Lebensqualität behalten und trotzdem abnehmen. Ihr Erfolgsweg macht Mut, zieht aus dem Thema viel Stress ab und gibt Hoffnung. Sie erzählt vom einen oder anderen Rückschlag ebenso, wie von erfolgreichen Strategien, die ich mir nun gerne auch selbst zunutze machen möchte.

 

SPORT MUSS

Ich halte mich selbst gar nicht für so unsportlich wie Autorin Iris Zachenhofer, die allein vom Begriff „Sport“ einen Schwächeanfall bekommt und ihn für sich in den erträglicheren Begriff „Bewegung“ umgemünzt hat. Trotzdem ich einen wirklich sehr sportlichen Mann habe, der mich auch immer gerne zu gemeinsamen Aktivitäten motiviert, fällt es mir trotzdem sehr schwer, regelmäßig Bewegung in mein Leben zu bringen. Zu viel Arbeit, zu viel Verpflichtungen, zu müde, zu schnell für die Hunde oder auch zu langsam, … die Liste meiner Argumente, warum es grade (wieder) nicht klappt, ist ganz schön lange. Zachenhofer erklärt, dass uns oft abgespeicherte (Kindheits)Erinnerungen aufgrund negativer Erfahrungen von sportlichen Aktivitäten abhalten.

Auch das kenne ich gut: Seit meiner Kindheit ist Rad fahren ganz normaler Teil meines Lebens, als junge Frau bin ich in Wien oft mit dem Rad ins Büro gefahren, habe viele Radkilometer auf der Donauinsel oder in der Korneuburger Au absolviert. Als wir dann umzogen, wurde Rad fahren plötzlich zur Qual – hier gibt es kaum ebene Wege, aber viel bergauf-bergab-Strecken. Bergab wird es mir oft viel zu schnell, sodass ich mit glühenden Bremsen unterwegs bin, bergauf ist es unglaublich anstrengend für mich. Vor einiger Zeit habe ich deshalb ein E-Bike gekauft, das mich beim Bergauffahren unterstützt. Trotzdem ist in meinem Gehirn noch abgespeichert: Rad fahren ist sehr anstrengend! Das erfordert wohl noch einiger List und mehr Erfahrungen von „E-Bike ist überhaupt nicht mehr anstrengend“ bis ich mein Muster umgepolt habe.

 

NEUE WEGE

Nun reicht es also: Ich bin bereit für Umprogrammierung auf allen Ebenen und meine Vorsätze hören sich nun ganz anders an, als bisher:

  1. Ich übernehme Verantwortung für mich selbst!
  2. Ich nehme meine Bedürfnisse wahr und sorge für mich!
  3. Ich nehme die Körperspannung wahr, die aus Stress, Frust, Ärger, Kummer & Co entsteht und mir Heißhungerattacken beschert. Ich tue mir Gutes, um die Körperspannung zu lösen, ohne auf Schoki & Co zurückzugreifen.
  4. Ich esse weiterhin so gesund und bewusst wie bisher, meine Ernährung ist total okay!
  5. Jetzt kommt Bewegung in mein Leben, die mir Freude macht und gut tut!

 

Und was ist geschehen? An jenem Tag bei meiner lieben Freundin, von der ich erst abends zurückkam, hatte ich keine Lust mehr, doppelt zu kochen. Für meine Familie standen gratinierte Schinkenfleckerl (!) am Plan, also aß ich auch ein wenig davon. „Nudeln abends, na, das wird sich wieder auf der Waage bemerkbar machen“, dachte ich. Tatsächlich aber zeigte die Waage am nächsten Morgen einen halben Kilo weniger an!

to be continued …