Wie alle stolzen Mütter einer Dreizehnjährigen finde ich meine Tochter natürlich wunderhübsch. Und ich beneide sie um ihre tolle Figur (die hatte ich schon mit dreizehn nicht), um ihr Strahlen und um ihr freches Selbstbewusstsein. Mit liebevollem Blick wache ich über ihr Erwachsenwerden und erfreue mich an ihren Fortschritten, an ihrer Entwicklung und an der Art, wie sich ihr Wesen immer mehr ausdehnt. Und natürlich wünsche ich ihr für ihr ganzes Leben nur das Allerbeste.

Ich gehe davon aus, dass ich mit meiner mütterlichen Schwärmerei kein Einzelfall bin, sondern mich damit in einer riesengroßen Gruppe stolzer Mütter (nicht nur von Mädels) befinde. Dieser Tage aber frage ich mich, ob ich vielleicht doch eine der ganz wenigen bin, die sich Sorgen macht. Weil ich weiß, wie viele wahnsinnige, perverse, brutale, machtgeile Menschen es beileibe nicht nur am Rand unserer Gesellschaft (den man ja dann allenfalls meiden könnte) gibt.

Seit ich beobachte, wie sich aus meinem Schulmäderl eine junge Frau entwickelt, bin ich auf der Suche nach einem vernünftigen Selbstverteidigungskurs für meine Tochter. Ich habe mich bereits bemüht, ihr meine Werte, einen Teil meiner Koch“künste“, das Annähen von Knöpfen und sogar das Stopfen von Löchern in den Socken beigebracht. Jetzt, wo sie (viel zu schnell) zur Erwachsenen heranwächst, habe ich das Gefühl, dass das Wichtigste getan ist. Zu ihrem Schutz möchte ich aber wissen, dass sie sich im Notfall mit einem „gezielten Handkantenschlag“ zur Wehr setzen kann, falls dies je notwendig sein sollte (was ich inständig nicht hoffe). Ich halte es geradezu für meine mütterliche Pflicht, wenigstens einen möglichst effektiven Beitrag dazu zu leisten, dass sie nicht in völliger Ohnmacht Schreckliches über sich ergehen lassen muss.

Manche höre ich tuscheln, dass ich ein wenig zu hysterisch bin und schwarze Dinge an die Wand male, die nur im Film passieren. Die große Zahl an Vergewaltigungsopfern, Geschichten wie die von Natascha Kampusch und noch einigen weiteren, aber auch das Erleben meiner eigenen Ohnmacht, als meine Nichte vor wenigen Jahren im Alter von 16 Jahren am Stadtrand von Wien von drei (!) Mädchen (!!) überfallen und zusammengeschlagen wurde (jaja, auch Mädels treten auf Mädels hin, wenn diese schon heulend am Boden liegen!!!), beweisen mir jedoch eindrucksvoll das Gegenteil.

Ich weiß, dass ich trotz all meiner frommen Wünsche nichts verhindern werde können. Genauso wenig, wie ich verhindern kann, dass ihr das Essen anbrennt, obwohl ich es sie lehrte, darauf zu achten. Aber ich halte es für meine Pflicht, die besten Voraussetzungen zu schaffen. Vielleicht hätten die drei Mädchen in Wien von meiner Nichte abgelassen, wenn sie sich – gut ausgebildet – mutiger stellen hätte können und vielleicht wären sie dann vor Angst davongelaufen? Wer weiß …

Da es weit und breit keine Angebote für Selbstverteidigungskurse für junge Mädchen/Frauen im Weinviertel gibt, meine Intervention in diese Richtung auch in der Schule und beim Elternverein (!) kein Gehör fand (wo ich doch finde, dass es in der heutigen Zeit völlig normal sein sollte, gerade dort wenigstens als Freigegenstand eine solche Möglichkeit anzubieten!), habe ich mich selbst auf die Suche gemacht, einen geeigneten Trainer gefunden und die zweifache Mädelsmama Manuela Danek, die in Korneuburg ihre Tanzschule mit vielen unterschiedlichen Kursen betreibt, zu einem solchen Angebot motivieren können.

Natürlich wird dieser Kurs nur zustande kommen, wenn es genügend Anmeldungen gibt und meine erste Vorfreude darauf, bald einen weiteren Punkt auf meiner Mutter-Tochter-Liste abhaken zu können, ist zunehmend geschrumpft. Nur zwei Mädchen haben sich bisher angemeldet, und auch in der Klasse meiner Tochter ist kaum eine zu motivieren. Dabei findet der vierteilige Kurs an einem Samstag Vormittag statt, wenngleich vielleicht die Adventsamstage dafür nicht die optimale Wahl sind. Ich kann nicht verstehen, warum das Interesse so gering zu sein scheint, kann nicht akzeptieren, dass für manche Eltern Volleyball oder Reiten an vier Vormittagen im Jahre wichtiger sein kann, als eine Maßnahme zum Schutz der Kinder. Und ich wäre Euch, wenn ihr zu den „Betroffenen“ gehört, wirklich dankbar, wenn Ihr mir hier ein paar Zeilen hinterlassen würdet, damit ich besser verstehen kann, weshalb es so schwierig ist, einen solchen Kurs zu füllen.

Ich hoffe jedenfalls sehr, dass es nicht daran liegt, dass immer erst etwas passieren muss. Denn ich finde: Es passiert ganz eindeutig schon viel zu viel!