Begonnen hat die Geschichte eigentlich schon vor acht Jahren. Da bat uns eine Bekannte, einen jungen Kater aufzunehmen, den sie den Sommer über gefüttert (und an sich gewöhnt) hatte, ohne dabei zu bedenken, dass üblicherweise ein paar Monate später die Nächte kälter werden, ihre gesamte Familie unter dramatischer Katzenallergie litt und eine Adoption des Katers damit völlig unmöglich war.

Natürlich haben wir den Kater bei uns aufgenommen. Nach einer verrückten Comic-Figur haben wir ihn Tupu gerufen. Er war nicht besonders verschmust, kam zum Fressen, blieb, um ein wenig an seinem Lieblingsplatz zu entspannen, und entschwand dann über Nacht wieder in die Weiten seines Reviers. Es sei denn, Laura stand vor einer Schularbeit oder einem Test. Dann blieb der Kater, schnurrte sie in den Schlaf und schlief zusammengerollt neben ihrem Kopf. Erst am Tag der Prüfung zog er wieder draußen seine nächtlichen Runden. Er war sehr gut mit Ben, unserem Collie, befreundet und verstarb viel zu früh letzten Jänner an den Folgen eines Nierentumors. Entgegen unseren Erwartungen zog er sich zum Sterben nicht in den Wald zurück, sondern blieb bei uns daheim. Wir konnten ihn bis zu seinem letzten Atemzug begleiten.

Seine letzten Tage waren sehr schlimm für uns alle und ich zweifelte, ob es nicht besser wäre, einen Tierarzt „zuhilfe“ zu rufen. Eine Tierkommunikatorin hat mit Tupu Verbindung aufgenommen und uns davon abgeraten. Obwohl sie unsere Kennenlerngeschichte nicht kannte, konnte sie davon erzählen, was uns sehr beeindruckte. Er dankte uns, dass wir ihn so gut aufgenommen und für ihn gesorgt hatten. Und er hatte nur einen letzten Wunsch an uns: Wenn es Zeit ist, und wieder eine arme, ausgesetzte Katze an unsere Türe klopft, sollten wir sie wieder öffnen, so wie wir es für ihn getan haben.

Unverhofft kommt oft
Wir waren sehr traurig über den Verlust und konnten uns lange nicht vorstellen, unser Herz wieder für ein Kätzchen zu öffnen. In den letzten Wochen und Monaten kam unsere Laurie aber dann doch immer wieder schmeichelnd und zunehmend drängender: „Ich hätte sooo gerne wieder, dass eine Katze mit mir kuschelt.“ Da wir in den letzten Jahren immer wieder Probleme hatten, während Urlaubszeiten jemanden zu finden, der unseren Kater fütterte, schob ich die Entscheidung vor mir her. Erst wenn dieses Problem geklärt war, wäre ich für einen neuen Vierbeiner bereit. Die junge Katzenmama in spe legte sich mächtig ins Zeug für ihren Wunsch, tippte Abreisszettel mit unserem Anliegen und unserer Telefonnummer zum Aufhängen und machte täglich neue Vorschläge, wen wir fragen könnten.

Am vergangenen Mittwoch sprach sie eine unserer Nachbarinnen an und klagte ihr Leid. Die erklärte sich spontan bereit, diese Fütterungsschichten zu übernehmen. Vor Freude kreischend kam Laurie heim und begab sich sofort auf Katzensuche. Just in diesem Moment tauchte wie durch Zauberhand auf meiner Facebook-Timeline ein Hilferuf von Animal Care International auf. Ohne Rücksicht auf die abendliche Uhrzeit rief unsere Tochter sofort die angegebene Nummer an. Der Rest der Geschichte liest sich wie ein kitschiges Happy End: Wir haben noch am selben Abend Kontakt aufgenommen und tags darauf unseren neuen Kater nach Hause gebracht, der sich – wie die Fotos wohl eindrucksvoll beweisen – bei uns sofort wie daheim gefühlt hat.

Unser Versprechen haben wir gehalten: Auch „Finn“ wurde (im zarten Alter von rund sieben Wochen im Wienerwald) ausgesetzt, von Menschen entdeckt und gefüttert, doch auch sie konnten ihn nicht behalten. Wir haben unser Herz und unsere Türe für ihn geöffnet …

P.S.: Seine „Job-Description“ scheint unser neues Katerchen über den Katzen-Kanal wohl erhalten zu haben. Schon in der dritten Nacht bei uns hat er den Aufstieg über die laaaaange Treppe in Lauries Reich nicht gescheut und sich zu ihr ins Bett gekuschelt. In meinem Arbeitszimmer, das nur drei Schritte von seinem Lokus entfernt ist, hat er noch kein einziges Mal eine Tatze gesetzt … Wow!

10.10.2015: Nachtrag

Habt Ihr schon mal versucht, einsilbig nach einem Tier zu rufen? Das klingt dann wie „Fi-ii-in“ und ist ein bisserl mühsam. Katerchen gedeiht ja prächtig und ist mittlerweile gut doppelt so groß geworden. Eines Tages hat Laurie sein Kopferl betrachtet und festgestellt, dass er jetzt „gar nicht mehr wie ein Finn aussieht“. Aus oben erwähntem Grund war ich nicht bös darüber und schlug vor, vielleicht einen anderen Namen zu suchen, solange sich der Kleine noch nicht an das Klangbild von „Fi-ii-in“ gewöhnt hat. Wir einigten uns erst mal auf „Barney“. Charmant wie Barney Geröllheimer oder auch Barney Stinson, das passt gut für unseren haarigen Charmeur.

In den darauffolgenden Tagen beobachteten wir aber eine neue Angewohnheit bei Finn-Barney: Mit großem Eifer erklimmt der Kater Vorhänge, Kästchen und den Esstisch, um sich von dort mit ausgestreckten vier Pfoten volley auf sein Spielzeug zu stürzen. Oder auch auf Kumpel Ben (der diese liebenswürdige Aufforderung zum Spiel übrigens gar nicht zu schätzen weiß!). So wurde am 3. Tag aus Finn-Barney … BATMAN! Und das bleibt er nun auch 😉