Seit Jahren möchte ich Yoga erlernen. So richtig, von der Pike auf.

 

Vor zwei Jahren habe ich wieder einen Anlauf genommen, schließlich schien es ja so, als wären meine vielen Gebete erhört worden, als sich in unserem Ort, nur ein paar Schritte entfernt, eine Yogalehrerin niedergelassen hatte. Meine Tochter habe ich gleich zwangsverpflichtet und gemeinsam haben wir zwei Kurse gebucht. Dass hier Yoga mehr Aerobic glich, wollte ich nach dem ersten Kurs nicht wahrhaben, also versuchten wir es nochmal. Vielleicht lag’s ja auch nur an meiner dramatischen Ungelenkigkeit. Und an Lauras jugendlicher Ungeduld.

Nach dem zweiten Kurs war klar – diese Art von Yoga ist nix für uns. Ich suche nicht nur Dehnung und Geschmeidigkeit, sondern mag es gepaart mit Augenmerk auf Atmung und einer gewissen spirituellen Komponente. Ich wünschte, man würde mir nicht nur Akrobatik, Handstand & Co abverlangen, während auf meiner Yogamatte noch das Preiszetterl pickt und ich noch nicht mal richtig angekommen bin.

Das war’s dann mit Yoga. Klar gibt es auch anderswo Kurse und bestimmt mit ganz großartigen Lehrerinnen und Lehrern, die genau das tun, was ich mir so wünsche. Blöderweise passen die im Moment aber nicht in mein Leben, das vollgepackt mit Job, Gymnasiastinnen-Coaching, Familie, Kochen, Abnehmen, Katze unterhalten und bügeln ist. Alles eine Frage der Priorität, höre ich die Work-Life-Balance-Coaches rufen und natürlich könnte ich die zwei Stunden Yoga pro Woche unterbringen. Nur würden sie eben woanders fehlen. Und woanders hat eben im Moment Priorität.

 

I ♥ Internet

Weil es mein Leben einfacher macht. Und schneller. Und bunter. Und weil es mir vor einiger Zeit in meine Social Media-Chronik die Werbeanzeige einer Yoga-Plattform mit einem kostenlosen Kennenlernangebot zum Yoga-Anfängerkurs frei Haus geliefert hat. Und weil in der Beschreibung stand, dass dieser zehnteilige Kurs auch durchaus für Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung geeignet ist, entschloss ich mich, es zu probieren.

Mittlerweile bin ich – völligst begeistert – in der dritten Yoga-Woche angekommen. Einige der Übungen kenne ich nun schon und muss nicht mehr auf das iPad vor mir starren, sondern kann mich nun schon gänzlich auf den (wirklich einfachen) Übungsablauf und meinen Atem konzentrieren. Letzterer hat sich übrigens – und das war ja einer meiner Wünsche – deutlich vertieft. Nicht nur während der Übung, sondern auch im Alltag. So wie sich auch meine Haltung deutlich verbessert hat und der Muskelkater, den ich trotz der Einfachheit der Übungen hatte, plagt mich nur mehr bei ganz neuen, ungewohnten Abläufen.

Anfangs habe ich mich mit meiner Yoga-Matte in den Schrankraum zurückgezogen und zwischen Bügelbrett und Trockner meine ersten Übungen nach der einfühlsamen Anleitung von Anna Trökes gemacht. Unbeobachtet und in der nötigen Stille. Mittlerweile konnte ich auch meine Tochter wieder neugierig auf Yoga machen und nun üben wir gemeinsam im Keller. Yogamatte an Yogamatte. So wie ich es mir immer schon gewünscht habe! Ich bin happy!

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