Das neue Jahr ist noch jung und die Vorsätze noch frisch – abnehmen, weniger rauchen, mehr frische Luft schnappen … die Liste ist lange. Habt Ihr Euch auch vorgenommen, in diesem Jahr mal Euer Business zu pushen? Dann ist clevere Pressearbeit sicher auch ein Teil Eurer Pläne für 2017. Doch wie packt man das am besten an?

 

In acht Jahren Arbeit für unsere regionalen Lifestyle-Magazine hatte ich einerseits viel Gelegenheit, den Erfolg sinnvoller PR-Aktivitäten zu beklatschen, andererseits aber auch, mich darüber zu wundern, wie wenig Energie kleine und mittelständische Unternehmen in ihre betriebliche Kommunikation investieren. Selbst dann, wenn der unternehmerische Erfolg nicht grade berauschend ist.

Nach wie vor hält sich der (Irr)Glaube hartnäckig, dass Pressearbeit, Public Relation (vertrauensbildende Maßnahmen hin zur Zielgruppe) und Aktivitäten nach dem Motto „Tue Gutes und rede darüber“ nur etwas für „die Großen“ ist. Klar können es sich jene leisten, für diese Zwecke bestens geschultes Personal einzustellen. Doch dass sie dies auch tun, zeigt doch schon, wie sinnvoll es ist, in Pressearbeit zumindest Zeit zu investieren!

Was soll ich denn bloß über mich erzählen?

Versuche ich in der Marketingberatung zur Pressearbeit zu motivieren, sehe ich oft in ratlose große Augen, denen die eigene Betriebsblindheit gerade ein Schnippchen schlägt. Freilich ist eure Methode, euer Produkt oder eure Dienstleistung für Euch selbst durch und durch bekannt und geradezu alltäglich. Doch ist es das auch für eure Kundschaft?

Ich bin ja von Natur aus ein sehr neugieriger Mensch, probiere vieles aus, schaue überall rein und habe immer offene Augen und Ohren. Doch das ist nicht bei allen Menschen so – ganz im Gegenteil. Die meisten Menschen sind mit ihrem Alltag so beschäftigt, dass sie wenig Zeit für den Blick über den Tellerrand haben. Da erinnere ich mich immer wieder an eine Anfrage nach einer Therapeutin einer speziellen Methode, die sage und schreibe drei Häuser entfernt ihre Praxis hatte … Ganz offensichtlich aber hatte sie sich nicht ausreichend sichtbar gemacht!

Zu erzählen gibt es also doch immer einiges und je interessanter es gestaltet ist, desto größer ist die Chance, dass es Anklang findet. Oft bekomme ich Pressetexte, deren Inhalt wenig berauschen ist, frei nach dem Motto: ich bin verlässlich, bei mir steht der Kunde an oberster Stelle, ich liefere pünktlich, ich biete tolles Service, bla bla bla … Na, habt Ihr nicht auch das Gefühl, das schon tausend Male gelesen zu haben? Mit solchen Gemeinplätzen lockt man natürlich keinen Kunden hinterm Ofen hervor und es ist zu befürchten, dass ein Advertorial dieser Art schon nach dem zweiten Satz überblättert wird. Schade!

 

Warum gerade ich?

Auf der Suche nach sinnvollen Inhalten kann ein wenig Relektieren über die eigenen Angebote und Leistungen nicht schaden. Hilfreich kann hier die Frage sein: Warum soll ein Kunde gerade zu Dir kommen, gerade bei Dir kaufen, Deine Angebote einem anderen Unternehmen vorziehen? Wer darauf keine gscheite Antwort findet, könnte daraus die Motivation ziehen, das eigene Angebot vielleicht ein wenig in Richtung Kundenbedürfnis zu modifizieren …

Wer allerdings gleich ein paar Antworten darauf parat hat, mit denen er sich vom Mitbewerb gut abgrenzen kann, der hat schon die Hälfte der Arbeit erledigt, bringt das Ganze jetzt noch in eine schmucke schriftliche Form, legt ein oder zwei passende (druckfähige) Fotos dazu, sucht sich die Kontaktdaten von Print- und Online-Medien zusammen, zu denen das eigene Thema gut passt, und jagt die ganze Sache in die Welt hinaus! Mal sehen, was geschieht …

 

No-go’s der Pressearbeit

Das Mediengesetz macht auch für Euch deutlich, welche Inhalte redaktionell verwertet werden dürfen. Werbliche Inhalte gehören in werbliche Formate (wie Inserate oder Advertorials), informative Inhalte in die Pressearbeit. Ihr habt ein neues Produkt, eine neue Dienstleistung, ein neues Angebot, das noch niemand kennt – dann stehen die Chancen nicht so schlecht, vor allem, wenn es Euch gelingt, die Vorteile für den Konsumenten gut erkennbar in den Vordergrund zu rücken.

Ein häufiger Fehler ist es, alles in einem Aufwaschen auf den Tisch zu legen. Bleibt beim roten Faden und weckt Interesse, dann könnt Ihr darauf vertrauen, dass Konsumenten durchaus in der Lage sind, sich nach Euch zu erkundigen, Euch zu finden, mehr über Euch in Erfahrung zu bringen.

Unternehmen veröffentlichen ihre Pressemitteilungen oft auf ihren Websites unter dem Menüpunkt „Presse“ oder „Media“ – wer sich unsicher ist, wie er das Thema anpacken soll, kann sich hier von „den Großen“ inspirieren lassen.

 

First give, then take

Bei der Pressearbeit gilt, was auch beim Netzwerken oberste Priorität hat: Wer beispielsweise das Glück hat, eine Kolumne zu veröffentlichen, sollte sie dafür nutzen, scheibchenweise von seiner Kompetenz abzugeben, dadurch den Lesernutzen hoch zu halten und sich dabei ganz nebenbei zur Expertin für seine Arbeit sichtbar zu machen. Erst kürzlich hörte ich von einer Einladung an eine Therapeutin, sich vor einer (Ziel!)Gruppe mit ihrer Methode vorzustellen. Doch statt sich darüber zu freuen, verlangte die Therapeutin (ohne prominentem Namen) eine Abgeltung ihrer „Vortrags“Leistung, weil sie im Rahmen dieser Vorstellung ja einiges von ihrem Know-how bekanntgeben musste. Und wurde prompt wieder ausgeladen!

Auch mir passiert es hin und wieder, dass mir Expertinnen anbieten, über ihre Methode einen Artikel zu schreiben und anfragen, was ich denn dafür bezahlen würde. Nun, Ihr seht schon, es macht hier Sinn am Boden der Tatsachen zu bleiben und mit Preisverhandlungen zu warten, bis ihr Gerda Roger-Status erreicht habt.

Und bis dahin wünsche ich Euch viel Erfolg beim Schreiben von interessanten Geschichten über Euer Tun. Und wenn ihr in Wein- oder Waldviertel wirkt, schickt sie mir. Wer weiß, …

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