Meine liebe Freundin Barbara hat ihr Repertoire als Psychologin um Hypnosetherapie erweitert. Ein Thema, das mich schon immer sehr neugierig gemacht hat. Natürlich hab ich es gleich ausprobiert!

 

Da Raucherentwöhnung auch in der seriösen Hypnotherapie ein sehr intensives Thema ist, das mehrere Sitzungen erfordert und Barbara sich dazu erst noch intensiv vorbereiten möchte, steht es erst im Frühling auf meinem Programm.  Aber meine Neugier wollte ich natürlich sofort befriedigen und es ist ja nicht so, dass sich dazu nicht auch das eine oder andere Thema bei mir anbieten tät 😉 Also haben wir bei unserem tourlichen Coaching am vergangenen Freitag erst mal das Abnehmen ins Visier genommen. Mit allen Hemmschuhen, die mir da so im Weg stehen wie dem Frustessen, dem Lustessen, dem Langeweile-Essen, und noch einigem mehr.

 

Lilly in Hypnose

Die Hypnose selbst hat etwa eine Stunde gedauert, denn Barbara nimmt es da sehr, sehr genau. Mir gefällt besonders gut, dass sie dazu auch unsere geistigen Führer und Erzengel einlädt und sie ist bereits überzeugt davon, dass die Arbeit dadurch noch weiter unterstützt wird. Viel aufwändiger als die Hypnose selbst war aber die Vorbereitung darauf. Minutiös haben wir gemeinsam das Thema aufbereitet, alle Fallen, Schwächen und besonders heikle Situationen (wie abends am Sofa in Entspannung vorm Fernsehen … ) herausgearbeitet. Ehrlich gesagt war ich schon nach dieser Vorbereitung so hochmotiviert, dass ich schon überzeugt war, dass meinen Plänen zukünftig kein einziges Gummibärli oder Schokoladeripperl mehr in die Quere kommen könnte. Außerdem ging es darum, meinen Willen zu stärken, mein Metabolic Balance-Programm, mit dem ich ja schon vor ein paar Jahren sehr erfolgreich und unkompliziert 18 Kilo abgenommen hatte, wieder so konsequent durchzuziehen.

In Hypnose fühlten sich zwar meine Beine und Arme so schwer wie „befohlen“ an, allerdings war ich überrascht, mich so „anwesend“ zu fühlen. Ich konnte Barbara sprechen hören und nur zwischendurch merkte ich dann und wann, wie meine Aufmerksamkeit abglitt. Wohin auch immer!? Ich erwachte auf Kommando und fühlte mich prima. Aber nicht anders als vorher. Umso gespannter war ich nun, ob und wie sich die Hypnose im Alltag zeigen würde.

 


 

Freitag, 19. Dezember:

Ich mache mich auf den Heimweg von der Hypnosesitzung, höchst motiviert auch gleich einen ersten Einkauf zu erledigen, um daheim alle Lebensmittel zur Hand zu haben, die ich brauche, um in keine Rückfallsfallen zu tappen. Beim Auto angelangt, disponiere ich spontan um. Ich fahre doch gleich nach Hause, um nicht wahllos und ohne Plan einzukaufen. Da meine Raucherstimme mit den Jahren brüchig geworden ist, kann ich leider nicht mehr singen, was ich zutiefst bedaure. Meine Ärztin hat kürzlich gemeint, dies wäre reversibel, weshalb ich ja auch im kommenden Jahr das Anti-Raucherprogramm in Angriff nehmen möchte. Im Radio trällert Jose Feliciano eins meiner Lieblingsweihnachtslieder: Feliz navidad! Ich kann nicht widerstehen und singe mit. Erst nur leise, dann immer lauter – ich singe! Ich singe!! ICH SINGEEEEE!!!!!

Mein lieber Mann hat in der Zwischenzeit zuhause ein köstliches Kraftsupperl mit viel Gemüse zubereitet – das Einkaufen kann also für heute gänzlich entfallen, denn die Suppe erlaube ich mir (wenngleich sie nicht 100 %ig MB ist). Die so gewonnene Zeit nütze ich lieber, mir in Ruhe einen Speiseplan mit Einkaufsliste für die kommende Woche zu erarbeiten. Danach checke ich meine E-Mails und bemerke, dass ich schon lange nicht geraucht habe. Ich prüfe meine Lust auf eine Zigarette und spüre ein Gefühl der Abneigung, das mir in diesem Zusammenhang äußerst fremd ist (natürlich war auch meine Gesundheit Teil der Suggestionen von Barbara). Ich beschließe, mir eine E-Zigarette zu kaufen.

Ich esse abends die Suppe und danach meinen täglichen Apfel. Es kommt keinerlei Lust auf weiteres bei mir auf und ich falle überglücklich ins Bett.


 

Samstag, 20. Dezember:

René begleitet mich zum Wocheneinkauf und ich stelle überrascht fest, dass ich weder an der Wursttheke bedauernd zum Leberkäse schiele, noch von anderen Gelüsten befallen werde. Besonders überrascht bin ich im Süßigkeitengang, wo ich für meine beiden Turbostoffwechsler das eine oder andere in den Einkaufswagen befördern muss. Ratlos schlendere ich durch die Regalreihen und weiß nicht, was ich kaufen soll. Hier geht das sonst zack-zack und ich reflektiere neugierig dieses neue und ein wenig seltsame Gefühl. Wow – die Emotion ist weg. WEG!
Ich erkenne, dass ich mich hier bislang ganz wunderbar ersatzbefriedigen konnte: Ich kaufte, was ich gerne gegessen hätte (ziemlich paranoid, oder?!) und mir daheim (meist) doch versagte. Nun, da ich keinerlei Lust auf eine der bunten Packungen verspürte, musste ich mich darauf konzentrieren, was meine Familie eigentlich gerne naschen würde. Ich bin platt!

Den Nachmittag verbringe ich – lange geplant – mit meiner Tochter in der Wiener Innenstadt. Wir schlendern durch die glitzernde Shopping-Welt und ich zeige ihr die Plätze, an denen ich früher gerne war. Eigentlich wäre ein Kaffeehausbesuch miteingeplant gewesen, doch vom Herumspazieren sind wir beide müde und so fahren wir zufrieden wieder heim. Vor allem ich bin zufrieden: Wir sind an Konditoreien und Maronistandln vorbeigekommen, an Kaffeehäusern und Restaurants, an allerlei Verlockungen am kleinen Adventmarkt am Michaelerplatz – nicht die geringste Regung in mir. Kein einziges Will-haben, kein Lustgefühl, kein Frustgefühl. Einfach nichts. Ich könnte schreien vor Glück – erst jetzt kann ich erkennen, wie schrecklich unfrei ich war!

Daheim macht sich Müdigkeit breit und ich habe keine Lust mehr zu kochen. Während meine beiden Lieben ihre Spaghetti Bolognese verdrücken, esse ich meinen Blattsalat mit 90 g Mozzarella und ein wenig Salz und Essig. Auf Öl und Fette verzichte ich in den ersten beiden Wochen wieder, denn das hat sich beim letzten Mal in beglückenden 6 Kilo Verlust bezahlt gemacht! Mein Apfel stillt fürs Erste den restlichen Appetit. Vor dem Fernseher kommt dann schon wieder dieses feine, kribbelige Gefühl: Was könnte ich …, was sollte ich noch … Ich habe vorsichtshalber Nüsse pur gekauft und gönne mir ein paar davon. Da fällt mein Blick auf die Uhr: 21.26. (Barbara hatte auch suggeriert, dass ich nach 21 Uhr nicht mehr essen möchte.) Und wie durch Zauberhand, während ich mir gerade eine Walnusshälfte in den Mund schiebe – ist dieses „ich will“-Gefühl weg. Es war wie ein Schalter, der umgekippt wurde. Bis ich mich um ein Uhr ins Bett kuschelte, kam auch nicht das geringste „ich will“ zurück. Allerdings habe ich bravourös einen ganzen Liter Wasser getrunken! Genial!


 

Sonntag, 21. Dezember:

Sonntage sind Fallentage, es sei denn, ich habe dichtes Programm. Mit einer gewissen Unruhe sehe ich diesem Tag entgegen – ob sich die Suggestionen auch am Langeweile-Tag halten?
Der Tag beginnt gut – fast ein Kilo weniger zeigt die Waage an. So motiviert gibt’s den Frühstückskaffee und ein Stück Mango. Auch heute bin ich kochfaul und verschiebe die Hühnerbrust auf abends. Mittags gibt’s also wieder Blattsalat mit Mozzarella (und ich habe auch diesmal kein Problem damit, ihn auch in den nächsten vier Monaten täglich zu essen *g*). Ansonsten fällt mir auch heute auf, dass ich viel (mehr als sonst) trinke, aber keinerlei Appetitattacken habe. Bevor Lauras Freundin zu Besuch kommt, will meine Süße unbedingt noch Vanillekipferl backen. Ich muss ein wenig unterstützen und darf das köstliche Vanillearoma inhalieren. Kosten muss ich nicht. Ich komme aus dem Staunen nicht heraus!


 

Montag, 22. Dezember:

Auch der gestrige (Spiele)Abend war völlig unaufgeregt, obwohl die Spieleabende eigentlich auch immer ihre Verführungen parat hatten. Die Mädels naschten Schnitten, aber mein Lust-Puls blieb weiterhin eine Nulllinie. Wäre ich nicht so beeindruckt von diesem neuen Feeling, sodass mir jede Situation, die für mich mal gefährlich war, besonders auffällt, gäbe es einfach gar nichts zu berichten. Ich bin gespannt, ob dieses „Nicht-Gefühl“ für mich einmal zum Normalzustand wird. Ich bin gespannt, ob ich mich eines Tages gar nicht mehr an alte Fallen, an diese gefährlichen Situationen erinnern werde können. Doch heute ist noch Staunen angesagt. Es ist einfach toll!

Auch der heutige Tag ist schon fast vorüber und meine Begeisterung ist nicht zu bremsen. Kleine Weihnachtsfeier mit unserer Redakteurin Rhea Temper im Kaffeehaus – völlig problemlos! Laura, die mit duftender Mc.D.-Tüte ins Auto einsteigt – völlig problemlos. Ich muss mich nicht bremsen, um nicht gierig zu fragen, ob ich vielleicht noch irgendwelche Reste abstauben kann. Ich rieche diesen speziellen Duft, den ich auch gerne mag. Aber – in mir regt sich NICHTS! Es ist sooooo genial!!!!

Meine liebe Freundin Barbara hat sich heute nach meinem werten Befinden erkundigt und möchte trotz dieses tollen Erfolges noch eine Sitzung nachschieben. Sicher ist sicher, meint die Expertin und natürlich füge ich mich sogleich. Schließlich würde ich auch zu Fuß nach Retz in ihre Praxis trampen, um nur ja dieses phantastische Nicht-Gefühl zu behalten. Ich bin glücklich.

Heute bin ich auf E-Zigarette umgestiegen. Seit der Hypnosesitzung spüre ich immer wieder leichten Ekel beim Rauchen. Nach 35 Jahren Raucherleidenschaft das erste Mal. Das wollte ich nützen. Meine Tochter ist begeistert! Mal sehen, ob das vielleicht schon eine gute Vorbereitung auf mein nächstes Hypnoseprojekt ist … ?


 

Freitag, 26. Dezember:

Am 24. Dezember ist mein Hypnoseprogramm gekippt. Vielleicht lag’s daran, dass sich die Familie Schweinsbraten mit Kraut und Knödeln gewünscht hat und ich mir schon in der Planungsphase eine diätische Auszeit gegönnt hatte. Vielleicht aber hatte Barbara recht und bei starken Konditionierungen ist einfach einmal nicht genug. Naja, so schnell lassen wir uns natürlich nicht unterkriegen. Daher gibt’s morgen einen weiteren Termin. Die Sitzung nehme ich auf und damit auch mit nach Hause. So kann ich alle zwei Tage „nachladen“. Die Spannung steigt …