Ob es die Rechtsanwältin war, die zwar brav die Mahnschreiben an säumige Zahler verschickte, aber nie kontrollierte, ob dann auch die Rechnungen bezahlt wurden oder der allseits gelobte Allgemeinmediziner, der meinen Rotlauf an der Backe für Mumps hielt – es gibt viele sogenannte Profis, deren Professionalität wir erst im Nachhinein beurteilen können. Leider …!

So erging es mir im vergangenen Jahr mit einer erklecklichen Anzahl von Hundetrainern. Schon im Welpenkurs herrschte man mich in der allerersten Stunde an, dass der Hund gefälligst IMMER links zu führen ist – die Musik, die dieser Tonfall machte, war mir eindeutig zu dissonant, von einer zweiten Einheit haben unser sensibler Border Collie und ich, sein nicht minder sensibles Frauchen, Abstand genommen.

Im – ganz schön überlaufenen – Junghundekurs war der große Andrang leider auch nicht auf die hohe Qualität der – stündlich wechselnden – Trainer zurückzuführen. Ein Trugschluss, den ich mit allerlei Irritationen auf zwei- und vierbeiniger Seite und einer daraus resultierenden persönlichen Führungsschwäche büßen musste, weil man ja leicht zu verunsichern ist, wenn der Profi die Stimme erhebt.

Sogar die altbekannte und (damals, vor gut zehn Jahren) bewährte Trainerin erwies sich als (heute) völlig untragbar, als sie unseren sie fröhlich wedelnd (aber natürlich noch höchst unerzogen) anspringenden Border Collie blitzschnell mit einer solchen Wucht an der Kehle auf den Boden drückte, dass dem Junghund – der bis dahin ja nur liebevolle Menschenbegegnungen kannte, was nach Möglichkeit auch gern so bleiben kann – die Augen aus den Höhlen traten und er die restliche Coachingstunde einen weiten Bogen um sie machte. Selbstredend blieb das Coaching hier eine Solonummer.

Der Begleithundekurs startete schon zum „Elternabend“ mit der Mitteilung, dass der Hund ein Kettenhalsband tragen muss, weil dieses bei Prüfungen verpflichtend ist (da offensichtlich moderne Erziehungsmethoden noch nicht bis ganz nach oben durchgedrungen sind). Auch wenn ich eigentlich eh zickig bin in solchen Dingen, habe ich mit zusammengebissenen Zähnen zwei Kursstunden absolviert. In der ersten erklärte mir die Trainerin, der Hund sei neben meinem linken Fuß abzusetzen, in der zweiten raunzte mich eine (andere) Trainerin an, der Hund muss VOR meinen Füßen sitzen. Weitere Variationen habe ich Spencer und mir erspart, das Kettenhalsband auch.

Aber einen Kurs wollten wir natürlich schon machen, zumal Spencer langsam pubertäre Anwandlungen bekam und es – wie schon erwähnt – an meiner natürlichen Autorität und Führung bedauerlicherweise zunehmend mehr mangelte. Kuscheln mit Spency klappte gut, Rückruf aber nur, wenn dem Herrn Vierbeiner nix Wichtigeres in die Quere kam. Leckerli hin oder her.

Und weil ich ja eine Zähe bin und Aufgeben keine Option ist, habe ich weitergesucht nach der richtigen Hundeschule für uns. Wieder ein sehr nettes Telefonat, wieder eine sehr nette Schnupperstunde. Doch noch ehe sich bei mir leichte Ent-Spannung einschleichen mag, die nächste herbe Enttäuschung. Leinenführigkeits-Training mit dem Leckerli vor der Nase. Das hat nicht mal unser Hund gepackt. Zumal er nicht wirklich verfressen ist, aber seeeehr schnell zu langweilen. Mäßig hilfreicher Tipp der Trainerin auf die wenig erfolgreiche Lektion: „Du musst dich halt interessanter machen für ihn!“

BÄMM! Genau! Wie bitte mache ich mich interessant für einen un-verfressenen, pubertierenden Border Collie, der zwanzig Kumpanen auf dem Hundeplatz hinterher will, um zu spielen und zu tollen und zu schnüffeln und … Antworten blieb man mir leider schuldig, weshalb wir auch diesen Kurs wegen sportlicher Wertlosigkeit beendeten.

Hätte man mir damals schon den hilfreichen Hinweis (danke Leo!) gegeben, dass der Hund nach Möglichkeit an einer sehr kurzen Leine, an der er wenig Spielraum hat, sich selbst mit dem Halsband an die Gurgel zu gehen oder auch zu einem monumentalen Side-Sprint anzusetzen, hätte ich mir vielleicht auch nicht den Knöchel gleich doppelt gebrochen! Wer weiß …

Mein (Trug)Schluss aus den bisherigen Erfahrungen: Es hat keinen Sinn mit dem so leicht von mir vergleichsweise uninteressanter Begleitperson ablenkbaren Hund in der Gruppe zu trainieren. Also Einzeltraining, um Bindung aufzubauen und Kommandos zu festigen. Alle 14 Tage eine Privatstunde, dazwischen zwei Wochen Zeit zum Üben. Ein Silberstreif am Horizont zeichnete sich ab – logisch, denn nur ich, der Trainer und Spencer … da war es dann schon viel einfacher mich „interessant“ zu halten! Alles klappte prima beim Training mit dem Coach, daheim im Garten und eben einfach überall, wo es keinerlei Ablenkung gab. Genau genommen war das eigentlich auch schon vor den zahlreichen Coachingstunden der Fall. Aber wie gesagt, nachher ist man immer klüger!

Na gut, es hilft alles nix – wir brauchen eine gute Hundeschule, die mir lernt, mich interessant zu machen. Schon ein wenig neidisch schiele ich auf die Erfolge der anderen, wo ich mir dann auch die nächste Empfehlung abholen darf.

 

Wenn man nach all den floppenden Rechtsanwälten, Medizinern, Therapeuten und Hundetrainern an den Profi kommt, ist es Zeit für eine lautstarke Hommage! (Danke Julia!)

 

Schnupperstunde in der Hundeschule Hundefragen. Ich verfahre mich fürchterlich, bin zu spät dran und das gleich beim ersten Mal. Verschwitzt und unentspannt (weil zu spät) komme ich an, Hund hüpft aus dem Auto und ist auch gleich schrecklich aufgeregt, denn hier tummeln sich einige Hunde auf der Wiese. Trainer Leo erkennt sofort, wie wenig ich Frau der Lage bin und kümmert sich eine halbe Stunde lang nur um mich und mein Verständnis von der Kombination von Hund und Leine, wobei er mich immer wieder überschwänglich lobt. Und auch wenn ich weiß, dass ich nichts getan habe, das derart großes Lob verdient hätte, freut mich das nach all den Misserfolgserlebnissen der Vergangenheit und diese Freude ent-spannt mich und diese Ent-Spannung ent-spannt meinen Hund. Und als wir von dieser (halben!) Stunde heimkommen, erkennt Herrchen sogleich, dass da etwas passiert ist. Etwas ist anders. Besser.

Fünf Trainingseinheiten später geht Spencer neben mir, nicht nur an meiner linken, sondern auch an meiner rechten Seite – wie es eben die Situation bedarf. An der lockeren Leine, ganz ohne Permanent-Leckerli vor der Nase oder monotonem Fuß-bei Fuß-bleib Fuß-Fuß-Mantra. Immer wieder blickt er zu mir hoch, meist mit seinem Border Collie-Lächeln der freudigen Erwartung. Hm … sieht wohl ganz so aus, als wäre ich interessant für ihn geworden!

Nun … so ist es eben, wenn man mit Profis arbeitet. Und weil man sie nicht immer gleich im Voraus erkennt, lehrt mich die Erfahrung, dass es Sinn macht, zickig zu bleiben, sich von Möchtegern-Profis nicht länger als nötig blenden zu lassen, sondern eben so lange zu suchen, bis man findet, wonach man eigentlich sucht!