In Anlehnung an Peter Alexander und das charmante Abschiedslied von Peter Kreuder schließt sich heuer nach 18 Jahren eine Tür zu einem Raum, der meinen Alltag fast rund um die Uhr bestimmt hat …
Nach zwei erfolgreichen „Wein4tler Frauentagen“ entstand die Idee eines Hochglanzmagazins für die Region. Denn bei diesen Events zeigte sich, dass Menschen aus der Region oft nicht mal wissen, welche Angebote drei Häuser weiter auf sie warten. Frei nach meinem Motto „Wir schaffen Verbindungen“ Netzwerkerin und Unternehmerin, war es meine Vision, ein Medium zu schaffen, das zeigt, was das Weinviertel alles zu bieten hat. Denn als Zuag’raste war mein Blick dazu offenbar schärfer, als bei jenen, die schon immer hier leben.
Keine Ahnung vom Zeitungmachen war es leicht, mit naiven Vorstellungen einfach mal zu „machen“, auch wenn mich die Realität bald einholte. Für meinen Abschiedsartikel in der letzten Ausgabe der Wein4tlerin kramte ich die Ereignisse der letzten 18 Jahre aus meinem Gedächtnis hervor. Wenn man so im Hamsterradl seine Runden dreht, ist es oft ja gar nicht so einfach, zurückzublicken. Ich jedenfalls war (aus wirtschaftlichen Gründen) nur fähig, nach vorne zu schauen. Das hat meistens auch sein Gutes, doch zwischendurch mal für ein Resümee innezuhalten, macht dennoch Sinn.
Bittersüße Erinnerungen
Neben so vielen schönen Bekanntschaften, wovon viele sich sogar zu Freundschaften entwickelt haben, neben vielen interessanten Menschen, die ich portraitieren durfte, gab es doch nicht nur schöne Begebenheiten. Meine Idee, viele Partnerschaften für diese Art der Förderung der Region zu finden, zerplatzte nicht nur einmal wie eine Seifenblase: Da waren einerseits die (ohnehin wenigen) großen Unternehmen, die mit Geringschätzung auf das junge Regionalmagazin blickten, dann aber schon gerne ein (kostenloses) Portrait gehabt hätten oder die mit Steuer- und EU-Geldern üppig geförderten Institutionen, die nur am eigenen Glanz interessiert waren. Selbst in den Trafiken wurde die Wein4tlerin (trotz teuerer Bettelbrief-Aktion) nur (wenn überhaupt) irgendwo in einem Regal zwischen den Titel großer deutscher Verlage versteckt. Das war alles schon ganz schön ernüchternd.
Keine Politik
Wer sich traut, dann auch noch die Lokalpolitik zu ignorieren, braucht wahrlich einen langen Atem. Spätestens seit ich vor Jahren bei einer Award-Verleihung als (einzige weibliche) Preisträgerin von der Wirtschaftskammer-Obrigkeit (die vorgibt, sich für Frauen einzusetzen), beim Fototermin grob zum eigenen Vorteil weggedrängt wurde, und per Zufall von einem großen lokalen Wirtschaftstreibenden erstaunt gefragt wurde, ob wir denn vom schwarz-gelben Bankriesen keine Förderung bekämen, habe ich begriffen, dass es mit diesen Partnerschaften, von denen ich geträumt hatte, nix werden wird. Ebensowenig wie mit Presseförderung, die leider nur den anderen zuteil wird.
Trotz all dieser Ent-Täuschungen war ich entschlossen, nicht aufzugeben und meiner Vision zu folgen. Nur sehr selten hat man in der Wein4tlerin Lokalpolitik gesehen, auch wenn sich die Betreffenden immer sehr schnell dekorativ ins Bild stellen, wann immer es etwas zu feiern gibt. Wenig Rücken-, aber dafür umso mehr Gegenwind zu haben, ist anstrengend, macht frei, aber mit den Jahren auch ein bisschen müde.
Dolchstoß 2020
Kurz vor dem ersten Lockdown hatte ich mit dem ganzheitlichen Magazin CHI eine weitere Vision ins Leben gerufen. Entscheidungsträger im Homeoffice und meist nicht erreichbar, völlige Irritation unter den Wirtschaftstreibenden, die plötzlich den letzten Rest ihrer Planungssicherheit verloren und letztlich die darauffolgende Energiepreis-Eskalation setzten eine nicht enden wollende Abwärtsspirale in Gang, die sich bis heute dreht.
Zahlreiche, durchaus renommierte große Zeitschriften haben seither das Zeitliche gesegnet. Nur die Tatsache, dass wir Text, Layout, Fotografie, Interviews und die Akquise von Werbekunden als Zweierteam stemmen konnten, hat unser Überleben da überhaupt noch gesichert.
Es dauert immer ein wenig länger, bis eine Krise auch in der ländlichen Struktur einsickert. In diesem Fall etwa vier Jahre. Im vergangenen Jahr war bereits spürbar, dass es an allen Orten knirscht. Und wer sparen muss, spart natürlich erst mal dort, wo es nicht überlebenswichtig ist.
Und so sehr man auch an seinen Visionen und Zielen hängt und sich wehrt, loszulassen, muss man irgendwann auch erkennen, dass es Zeit geworden ist, Abschied zu nehmen. Und wer weiß, vielleicht öffnet sich ja tatsächlich eine neue Tür. Jetzt, wo ich wieder mal eine geschlossen habe …
