Er ist ein bisschen wie Muttertag, dieser 8. März. So ein Tag, an dem Herzchen und Blümchen durch die Social Media-Plattformen rauschen und allerorten eitel Wonne versprühen. Trotz allem.
Kurz vorweg: Ich brauche weder einen Mutter- noch einen Frauentag. Ich fühle mich als Mutter täglich geliebt und geachtet und als Frau sowieso. Dazu braucht es keinen speziellen Tag und schon gar keinen, der von irgendjemandem bestimmt wird. Aber gut, vielleicht ist das bei anderen anders. Normalerweise juckt es mich auch nicht. Aber heuer ist das anders.
Zwischen all diesen Blümchen, Herzchen und Nettigkeiten findet man schließlich Schreckliches, Alarmierendes, Verstörendes und vor allem unfassbar Trauriges. In einer geradezu schaurigen Serie von Gewalttaten wurde und wird Schändlichstes an jungen Mädchen und Frauen verbrochen. In unserem Land, in unserer Stadt. Und in vielen anderen Ländern. Ich lese heute von so viel mehr Gewalt an Mädchen und Frauen – ich kann mich in einem doch bereits recht langen Leben nicht erinnern, jemals eine solche Häufung von Verbrechen (nicht nur) am weiblichen Geschlecht erlebt zu haben.
Und ich vermisse den kollektiven Aufschrei, ich vermisse die kollektive Empörung, ich vermisse die kollektive Fassungslosigkeit.
Als Frau. Und als Mutter einer jungen Frau. Ich bin weniger schockiert über die Posts von Männern in politischen Funktionen, die es wagen, unsere Bundeshauptstadt am 8. März 2024 als Stadt der Frauen zu bezeichnen, in einer Zeit, in der in ebendieser Stadt eine solche Serie an Gewalttaten an Frauen zu verzeichnen ist. Ich bin viel mehr schockiert über die Abgestumpftheit der Allgemeinheit, die offenbar vielerorten bereits eingetreten ist und die an einem solchen Tag statt schwarzer Fahnen und lautem Wehklagen Herzchen und Blümchen hervorbringt, als wäre gar nichts Bewegendes geschehen.
Und ich schäme mich an diesem „Weltfrauentag“ für all jene Frauen in Ämtern und Funktionen, die nicht aufhören, nach Krieg zu schreien. Sind sie denn nicht alle auch Frauen, die behüten und beschützen soll(t)en? Sind sie nicht Ehefrauen, Partnerinnen, Mütter von Söhnen und Töchtern?
P.S.: All die bemerkenswerten Frauen, die ich in meinem Leben bereits kennenlernen und begleiten durfte und darf, die alles Leben beschützen und behüten, sich gegenseitig unterstützen und sich tagaus tagein bemühen, ihr Bestes in unser aller Sinne und unserer Erde zu geben, die feiere ich an jedem einzelnen Tag des Jahres. Sie sind es auch, die an diesem 8. März 2024 mit mir weinen. AHO!
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