Gerhard Hofer hat kürzlich anlässlich der Zielpunkt-Pleite in der Presse einen Artikel verfasst, der vieles auf den Punkt bringt. O-Ton: Wer in Österreich ein Unternehmen gründet, dem ist nicht mehr zu helfen.

Tatsächlich bemerke ich nicht nur bei mir selbst, sondern auch in vielen Gesprächen mit anderen Unternehmerinnen und Unternehmern im Laufe dieses Jahres, dass sich eine frustrierte Erschöpfung breit macht, die ich so in all den Jahrzehnten meiner Selbstständigkeit noch nicht erlebt habe. Na klar, raunzen tun wir Österreicher ja angeblich immer gerne, aber jetzt macht eher stille Resignation bedenklich. Die Motivation sinkt allgemein, kein Wunder, denn viel Kraft geht jetzt im Herausfitzeln von Allergenen aus dem Selbstgekochten oder auf der Suche nach einem erschwinglichen Registrierkassensystem drauf. Fragen wie „Hat das alles überhaupt noch Sinn?“ oder „Wer weiß, wie lange ich das alles noch durchhalte …“ werden immer öfter laut.

Horrormeldungen am laufenden Band

Als Facebook-Aktive und grenzenlose Optimistin habe selbst ich mir heuer schon einige Male gedacht, dass mir auch die Informationsflut langsam zu viel wird: Meldungen von Tierquälereien gespickt mit brutalen Fotos, endlos viele arme Hunde, die in Auffanglagern quer über den Planeten jämmerlich auf ein neues Zuhause warten, Gemüse ist giftig, Fleisch ist giftig, alles macht uns krank und schon wieder eine neue Studie, die das Gestrige widerlegt und morgen selbst widerlegt worden sein wird. Wahnsinnstaten an allen Ecken – von Amokläufern nebenan bis über Bedrohungen von Terror und Gewalt, die immer näher kommen. Quasi das ganze Jahr über werden wir mit Irrsinn überschwemmt und hin- und hergerissen zwischen unserem Mitgefühl für Tausende und Abertausende, die unvorstellbare Strapazen auf sich nehmen, um sich vor genau jenen Bedrohungen zu retten, und gleichzeitig der Angst davor, dass wir diese Menschenflut womöglich nicht bewältigen können. Halbe Nächte habe ich vor irgendwelchen g’scheiten TV-Diskussionen zum Thema Integration vor dem Fernseher verbracht, um danach erschöpft und kaum klüger als zuvor ins Bett zu fallen. Und wenn meine Tochter sich über ein „Sehr gut“ auf die Englisch-Schularbeit freut, sich aber gleichzeitig kränken muss, weil eine Mitschülerin mit Migrationshintergrund (Bosnien, aber selbst in Österreich geboren und aufgewachsen!) mit einer schlechteren Note stänkert, dass sowieso immer „die Österreicher“ bevorzugt werden, macht mir das nicht weniger Sorgen …

Während in diversen Selbsthilfebüchern (die boomen, kein Wunder!) zu lesen ist, dass wir uns von Phrasen mit „ich soll“ und „ich muss“ ab- hin zu „ich will“ und „ich möchte“ wenden sollen, müssen wir doch zunehmend mehr. Mündigkeit wird uns täglich ein bisschen mehr abgesprochen, sei es beim Angurten im Auto, beim Rauchen, oder dass wir als Nuss-Allergiker offenbar nicht selbst in der Lage sind, uns vor dem Essen darüber zu informieren, ob Nüsse verkocht wurden. Wir lassen uns vorschreiben, wann wir Marmelade sagen dürfen und sogar der Uhudler soll jetzt aus unserem Sprachgebrauch hinausverboten werden. Selbst wenn wir uns den Gegenwert toller Familienurlaube aus dem Konto quetschen, um unserer Verpflichtung gegenüber dem Staat nachzukommen, werden wir in Anschreiben der Sozialversicherungsträger oder des Finanzamtes mit herablassener Arroganz in Amtsdeutsch angesprochen, wo doch vielmehr ausgesuchte Höflichkeit für unser immerwährendes Bemühen angesagt wäre.

Und wenn ich dann Zeuge breitgestreuter europäischer Unfähigkeit werden, anstehende Probleme zackig zu lösen und nicht durch endloses Hinauszögern und sinnloses Herumpalavern noch zu verschlimmern, wenn ich mitansehen muss, wie wenig Wert der einzelne Mensch in der heutigen Zeit geworden ist und dass es bei den einen wirklich immer nur um die große Kohle, den Machterhalt und -zuwachs geht, während wir „Kleinen“ uns aber doch bitteschön in Einfachheit üben sollen … fühle ich mich wie in einem Turbokarussel, das sich immer schneller dreht. Vielen geht es ähnlich und nicht wenigen ist bereits so schwindlig, dass sie einfach nur mehr abspringen wollen …

Motivationsschub dringend nötig

Mangels sinnvoller Alternativen oder weil wir noch zu jung zum Abspringen sind, halten wir durch, so lange es geht. Bis uns Burn-out oder ein böses Geschwür zu Boden strecken. Oder man hat, wie ich, Glück und wird von einer Soft-Variante wie einem doppelten Knöchelbruch nur ein bisserl ausgeknockt. Das bringt Zeit zum Luftholen, Durchatmen und Reflektieren: Wo bekomme ich Kraft und Freude, was macht mir Spaß? Fazit: Ich lasse ab sofort weniger zeit- und nervenraubende Facebook-Meldungen in mein Leben, verbringe wieder lieber Zeit mit einem guten Buch statt mit schlechtem Fernsehprogramm, befriedige auf täglichen Spaziergängen das Bedürfnis von Junghund und gleichsam mir selber nach Bewegung und frischer Luft und gönne mir endlich den langersehnten Yoga-Kurs. Ich ersetze also wirklich ein paar Mal „ich muss“ durch „ich will“ und hole mir mehr Freude und Motivation ins Leben. Vieles ringsum kann ich ja nicht beeinflussen, aber einiges bestimme immer noch ich selbst. Und dort habe ich meinen Hebel angesetzt.

Und siehe da — kaum habe ich einige Stressoren ausgesperrt, sprießen wieder neue Ideen und ein Kreativitätsschub jagt den nächsten. Denn gerade in unseren mühsamen Zeiten sind gute Ideen als Stimmungsaufheller besonders gefragt. Also verweigere ich mich einfach dem O-Ton Herrn Hofers, finde es weiterhin mutig und großartig, wenn jemand in Österreich ein Unternehmen gründet, führt und gesund erhält, bedanke mich bei all jenen, die täglich die Kraft aufbringen, uns mit ihrem Einsatz Tolles anzubieten und werde diese Angebote auch weiterhin nach Kräften nützen, weil ich weiß, dass sie nur dann aufrecht erhalten werden können. Meinen Kunden wiederum mache ich mit meiner eigenen Kraft täglich Mut, sich mit außergewöhnlichen Ideen zu zeigen, damit sie auch wirklich gut gesehen werden.

Es macht einfach keinen Sinn, wenn wir uns zumüllen lassen und dadurch noch mehr Dunkles, Schweres in unser Leben lassen. Also – lassen wir uns nicht runterziehen und auch nicht unterkriegen … spucken wir uns lieber in die Hände und machen wir das, was wir tun, mit FREUDE!
Ein tolles Beispiel für Initiative statt Murren und für kreative Ideen ist übrigens ein Werbespot von drei Einzelhändlerinnen aus Eferding! SO WHAT!

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