Ein fieses Virus macht uns ganz schön Beine und hilft ordentlich mit, eine ganze Reihe von Veränderungen in die Gänge zu bringen und zu beschleunigen. Nicht alles gefällt uns, doch es gibt einiges, das gerne bleiben darf …

So manches, das jetzt so lautstark proklamiert wird, ist eigentlich ganz normaler Bestandteil meiner persönlichen Werte. Ich habe auch schon vor C. niemandem ins Gesicht gehustet, geniest oder gar gespuckt. Es war für mich auch immer schon selbstverständlich, beim Einkauf im Supermarkt Obst und Gemüse nicht anzutatschen. Erst kürzlich sah ich zu meinem Entsetzen im Supermarkt ein Schild an der Kiste mit Kirschen: „Bitte nur die Kirschen angreifen, die Sie auch kaufen. Bitte nicht verkosten und KEINE KERNE auf den Boden spucken.“ Ohne Worte.

Auch das Abstand halten zu Fremden fällt mir nicht schwerer als sonst. Im Gegenteil. Alle Hochsensiblen werden es wohl jetzt ebenfalls sehr zu schätzen wissen, dass ihnen in Warteschlangen nun niemand mehr in die Aura kriecht oder ihnen seinen heißen Atem in den Nacken schnaubt. Wenn es nach mir geht, darf die Abstandsregel gerne Teil unserer gesellschaftlichen Kultur werden (und bleiben)!

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Unter der Maskenpflicht hingegen leide ich zunehmend, fast schon hysterisch. Ich habe das Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen, bin nach einem auch nur kurzen Einkauf darunter schweißgebadet, was bestimmt ebenso ungesund ist, wie das ständige Einatmen des eigenen Ausatems. Besonders bedenklich finde ich es, so viele Kinder mit dem MN-Schutz zu sehen.

Auch die Optik beeinträchtigt mich seelisch: Auf einem Wiener Zebrastreifen so frontal zig Maskierten entgegenzutreten hatte für mich etwas geradezu Befremdliches, wenn nicht gar Bedrohliches.

Also: Für mich Maske – nein, danke! Nötige Einkäufe halte ich so kurz, wie möglich. Auf Bummeln und Gustieren verzichte ich. Mein Börsl freut’s, die Wirtschaft weniger. Aber ich sehe auch viele Menschen, die ihren Mund-Nasen-Schutz selbst im Auto tragen, wenn sie dort alleine unterwegs sind. Es scheint also auch viele zu geben, deren Leidensdruck nicht annähernd so stark ist. Gut so, denn Selbstbestimmung ist ja etwas, das auf unserer to-learn-Liste steht.

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Home-Schooling & Home-Office

Mit Spannung habe ich die letzten Schulwochen meiner Tochter und ihrer Matura-Vorbereitung in diesem schwierigen Jahr miterlebt. Home-Schooling vom Feinsten war da angesagt, die jungen Menschen haben ihren täglichen Unterricht von einem Tag auf den anderen ganz locker über Videocalls absolviert und selbst Lehrkräfte älterer Jahrgänge haben sich von den Schüler/-innen anlernen lassen und bald die Vorteile genossen. Ich habe reizende Situationen miterlebt, etwa wie eine Lehrkraft 50plus die Klasse im Videoraum morgens begrüßte mit „… ich freue mich, euch heute alle in mein Wohnzimmer einzuladen!“  Na, ganz und gar nicht distanziert, oder!?

Viele Unternehmer/-innen haben in den letzten Wochen gelernt, dass ihr Misstrauen gegenüber Mitarbeiter/-innen im Home-Office ganz und gar unangebracht war. Wem die Arbeit keine Freude macht, dem ist schließlich egal, ob er im Büro oder daheim Mittel und Wege findet, sich vor ihr zu drücken. So mancher Digital-Muffel hat sich mit Videokonferenzen, Webinaren und Onlinekursen angefreundet und dabei allerlei Vorteile für sich und sein Business entdeckt.

Vieles davon darf und wird bleiben, wobei nichts nur Schwarz oder Weiß ist: Ein paar Tage Home-Office und ein bisserl weniger durch die Welt jetten, bringt unserem Leben Entschleunigung und unserer Umwelt ungeahnte Vorteile, wie wir in den vergangenen Monaten schon gesehen haben. Und Web-Kurse schließen ja reale Seminare keinesfalls aus, sondern können sie auch in Zukunft gut ergänzen und damit die Zielgruppe noch deutlich erweitern.

Und jetzt: Tschüss!

Was von mir aus gehen kann – besser heute als morgen -, ist diese allgegenwärtige Angst. Angst vor Ansteckung, Angst vor Verrat und Denunziation, Angst vor einer zweiten Welle, vor Job- und Existenzverlust, vor Zwangsimpfung und Verfolgung, Angst, dass sich jemand im eigenen Geschäft ansteckt und es wegen Quarantäne geschlossen werden muss etc.

Erst kürzlich hat ein Psychotherapeut erklärt, dass die seelischen Auswirkungen der C-Krise mit dem Verlust eines geliebten Menschen vergleichbar sind. Und tatsächlich fühlen sich viele Menschen zurzeit traurig, weil sie spüren, dass das „Alte“ vorüber ist und so vieles wohl nicht mehr so wird, wie es mal war. Das „Neue“ hingegen lässt sich noch ein wenig Zeit, so hängen wir gerade in einer Art „Zwischenwelt“, in der wir den Weg des Wandels nur in kleinen Schritten vollziehen können, weil uns der Fokus auf das Ziel, auf die „bessere Welt“ noch schwerfällt.

Aber andererseits hat das doch auch sein Gutes: Jetzt, wo die Zukunft als unbeschriebenes Blatt vor uns liegt, können wir sie uns in den schönsten Farben erträumen. Denn Ihr wisst doch: Energie folgt der Aufmerksamkeit! Also … TRÄUMT SCHÖN!

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