Es fühlt sich ein bisserl an wie Paris, wenn man in die kleine Seitengasse der Wiener Wipplingerstraße biegt. Vor allem, wenn man dann vor und in der Galerie Maria am Gestade steht, in der Brigitta Knoll ihre Werke zeigt und verkauft. Ein wahrer Glücksfall, wie sie erzählt, als sie vor 25 Jahren dieses Kleinod in der Schwertgasse fand.

Eine jener romantischen kleinen Gassen in der Wiener Innenstadt mit besonderem Flair und gleichzeitig eine Ecke, in die sich die besonders interessierten Wien-Touristen „verirren“, die die Bundeshauptstadt nicht nur sehen und fotografieren, sondern fühlen wollen. Und just jene sind es dann auch, die sich ihre Nasen begeistert an der Fensterscheibe der Galerie plattdrücken, um Stück für Stück der liebenswürdigen Zeichnungen von Brigitta Knoll zu bestaunen. Und die sie auch gerne als besonderes Souvenir mit nach Hause nehmen.

 

Eigentlich ist dies ja schon der zweite Glücksfall in ihrem Künstlerleben. Der erste war nämlich die unerwartete Gelegenheit, die Auslage eines großen leerstehenden Geschäftslokals direkt am Stephansplatz mit ihren Werken zu verhübschen. Ganze drei Jahre dauerte es, bis das Lokal einen Mieter fand. Und ganze drei Jahre durfte Brigitta Knoll am wohl touristisch frequentiertesten Platz Österreichs ihre Zeichnungen ausstellen. So gnädig ist das Schicksal manchmal und bietet Chancen, die man selbst nie für möglich gehalten hätte. Denn für Brigitta, damals ganz am Anfang ihrer künstlerischen Laufbahn, war das natürlich ein Superbooster, der ihre herzigen Tuschezeichnungen mit den charmanten Wortspielen in aller Herren Länder hinaustrug. „Ich habe damals nicht nur viele Bilder verkauft, sondern eine Menge bleibender Kontakte geknüpft, die immer wieder mit Auftragsarbeiten auf mich zukamen“, erzählt sie.

 

Der Stil der Arbeiten von Brigitta Knoll ist einzigartig und für den Betrachter leicht zu be-greifen. Auf ihrem Weg dahin hat sie sich irgendwann gefragt, wann sie als Kind eigentlich begonnen hatte, sich in ihrem künstlerischen Ausdruck anzupassen. Es ist wohl dem Einfluss der Schule geschuldet, dass kreative Individualität verloren geht, in dem Bemühen, sie in eine Form zu pressen. Das wollte Brigitta Knoll ganz und gar nicht, so begann die gelernte Kostümbildnerin, sich wieder der Strichmännchen ihrer Kindheit zu erinnern. Auch wenn diese heute ausgefeilter sind, haben ihre Zeichnungen doch etwas von dieser kindlichen Unschuld. Zusammen mit den liebenswürdigen Wortspielen erhalten sie diesen ganz speziellen Charme, der die Handschrift von Brigitta Knoll zum Besonderen macht. Ihre Werke muss man nicht lange betrachten, um darin etwas zu finden, auf den ersten Blick zaubern sie einem ein Schmunzeln ins Gesicht. Und dieses Schmunzeln hält an, wenn ein „Knoll“ dann daheim an der Wand seinen Platz findet.

Neben ihren eigenen Ideen kommt Inspiration auch von den Kunden selbst, die mit den Zeichnungen nicht nur ihr eigenes Zuhause schmücken, sondern sie auch gerne verschenken. Denn das ins Bild umgesetzte Wortspiel hat auch schon so manchem Golfer, Weinfreund, Wienliebhaber, Autonarr oder Musikus ein Lächeln ins Gesicht gezaubert, und Brigitta auf neue Fährten gebracht. Bleibende Werte in Form von Geburts- und Hochzeitsbildern sind besonders beliebte Geschenksideen, die nicht verblassen oder verblühen, wie so manch anderes Präsent. Auch hier geht Brigitta in der Umsetzung ganz auf die Beschenkten ein, und verpasst der individuellen Zeichnung so den ganz persönlichen Touch.

Wortspielereien und andere Herzlichkeiten

… nennt Brigitta Knoll ihre Arbeiten. Die Herzlichkeiten lassen sich leicht erkennen beim Anblick der zauberhaften zarten Zeichnungen, die stets den liebevollen Blick der Künstlerin darauf verraten. Doch diese Herzlichkeit hinter ihrer Kunst offenbart sich auch noch auf ganz irdische Weise: Denn obwohl Brigitta Knoll längst mit ihrem unverwechselbaren Stil einen durchaus prominenten Namen geprägt hat, sind die Preise ihrer Werke nicht proportional zu ihrem Bekanntheitsgrad gestiegen und durchaus erschwinglich. „Oft kommen Schüler, um ein Geschenk für Familienmitglieder zu bestellen. Das finde ich großartig, sehr berührend und es macht mich auch dankbar, dass sie mich und meine Kunst gewählt haben. Umso wichtiger ist es mir, dass der Preis dabei keine Hemmschwelle darstellt und meine Bilder wirklich für jedermann leistbar sind!“

In einer Zeit, in der ehrgeiziges Profitdenken und Leistungsorientiertheit so drastisch überhand genommen haben, ist diese Einstellung nicht nur sehr besonders und zu Herzen gehend, weil sie so viel erfreuliche Menschlichkeit ausdrückt. All das spiegelt sich wohl auch in den Arbeiten der Weinviertlerin wider, sodass man wohl nur allzugerne einen „echten Knoll“ sei eigen nennt. Illustrationen von Brigitta Knoll kann man aber auch in so manchem Buch finden, wie etwa in den Glücksbüchern der Psychologin Heidemarie Smolka und als Cover ihrer Hörbücher. Sogar als silberne Schmuckstücke hat die Weinviertler Schmuckdesignerin Christine Mark einige der Schöpfungen von Brigitta umgesetzt.

Ein abwechslungsreiches Künstlerleben, das Brigitta und ihr Ehemann Bernhard Knoll sich da geschaffen haben. Und doch braucht es bei aller Liebe zum Tun ein wenig Ausgleich und Abwechslung. Und auch davon haben die Knolls reichlich in Form von vielen Pfoten. Denn das Künstlerehepaar lebt mit Exemplaren einer ganz besonderen Hunderasse – den Salukis – in ihrem Bauernhaus im Weinviertel. Mit ihren orientalischen Windhunden sind die beiden öfter mal bei Ausstellungen und rassetypischen Hunderennen anzutreffen, wo die Knoll’schen Salukis tolle Leistungen erbringen. Und weil Hunde dieser Rasse nicht nur blitzschnell laufen, sondern auch äußerst eigenständige Persönlichkeiten sind, kommt keine Langeweile auf im Hause Knoll.

Und wenn Brigitta Knoll nicht gerade an einem neuen Projekt arbeitet, auf dem Hundeplatz oder bei einem Saluki-Rennen unterwegs ist, kann man sie bei einer der eher seltenen Ausstellungen in der Region oder auf einem der Kunst- oder Weihnachtsmärkte antreffen. Alles in allem also zeigt sich der Alltag von Brigitta Knoll ebenso kunterbunt, wie ihre Tuschezeichnungen, Radierungen und Siebdrucke. „Und wenn ich einmal mehr Zeit habe, möchte ich mich der Ölmalerei widmen, mit der ich in einem Kurs von Arik Brauer in Berührung gekommen bin.“ Darauf dürfen wir wohl alle schon gespannt sein …! ♥

Mehr: www.brigitta-knoll.at


Artikel erschienen in Wein4tlerin 03/21