Das kommt vom Schusseln – zwei Stunden Autofahrt und das Handy daheim vergessen …!

Also: Keine Fortsetzung beim spannenden Hörbuch, kein Podcast, den ich mir extra fürs Autofahren aufgehoben habe, keine Telefonate mit Freundinnen, für die sonst so wenig Zeit bleibt. Dafür: Viel Zeit zum Nachdenken und Sinnieren.

Was, wenn meine Tochter oder mein Mann Hilfe brauchen? Dass ich jetzt nicht erreichbar bin, droht richtig an meinen Nerven zu zerren. Ich muss mich jetzt mal beruhigen. Früher, da gab’s doch auch kein Handy. Kein Allzeit-bereit. Und wir haben’s trotzdem überstanden.

Früher … wie war das eigentlich, wenn ein Notfall eingetreten ist?

Ich erinnere mich, dass ich – da muss ich so etwa zwölf gewesen sein – wildfremde Menschen auf der Straße gefragt habe, ob sie mir einen Schilling (ja, ja ;-)) schenken, damit ich von der Telefonzelle (jaja …) meine Mutter anrufen kann, weil das Nachmittagsturnen ausgefallen war und ich wieder mal kein Geld eingesteckt hatte. Und – natürlich hat mir gleich die erste Dame einen Schilling gegeben und mir über den Kopf gestreichelt.

Helfen tun wir ja nur allzu gern …

… aber wie steht es denn heutzutage mit dem um Hilfe Bitten?

Verschiedenste Situationen laufen vor meinem geistigen Auge ab. Erst kürzlich, beim Übersiedeln, haben uns so viele ihre Hilfe angeboten und mitgeholfen. Aber wenn ich so drüber nachdenke: Es kommt umgekehrt nicht oft vor, dass mich jemand um Hilfe bittet.

Fühlen wir uns etwa überlegen und stark, wenn wir helfen? Und im Umkehrschluss unterlegen und schwach, wenn wir um Hilfe bitten?

Und wie wäre unser Leben, hätten wir keine Smartphones und wären wir nicht allzeit connected? Würden wir dann womöglich als Menschheitsfamilie wieder ein bisserl mehr zusammenrücken? Unsere Nachbarn um Hilfe bitten, weil wir nicht schnell unsere Freundin anrufen könnten? Wildfremde Leute auf der Straße ansprechen und gar nix dabei finden – so wie anno dazumal?

Nein, ich fühle mich auch heute nicht unterlegen und schwach, wenn ich um Hilfe bitte. Erst wenn mein Gegenüber nie meine Hilfe beanspruchen mag, dann kippt die Sache für mich aus dem Gleichgewicht …

Und wie geht es dir mit der Bitte um Hilfe?