Vor großen Shopping-Terminen wie Muttertag oder Weihnachten wechselt sich Werbung regelmäßig mit dem Aufruf ab, nicht bei den Internet-Giganten zu kaufen, sondern lieber regional. Auch zu Beginn der C-Krise konnte man das sehr gut beobachten.

Gleich vorweg: Ich bin Lokal-/Regional-Käuferin, das heißt: Ich decke meinen Bedarf vorzugsweise und am liebsten in der Region. Und das seit vielen Jahren. Aber: Ich bestelle auch online. Sozusagen zwangsläufig, denn einerseits deckt der lokale/regionale Handel (leider) nicht alle meine Bedürfnisse, andererseits weiß ich oft gar nicht, wer überhaupt welche Produkte anbietet. Als Konsumentin habe ich nicht selten darüber gestaunt, wie versteckt manche Unternehmen ihr Sortiment halten. Oft nicht ohne sich gleichzeitig darüber zu beklagen, dass die Umsätze nicht zufriedenstellend sind. Es scheint eine gängige Haltung zu sein, dass sich der Konsument gefälligst bemühen soll, sich über seine Möglichkeiten zu informieren. Und nicht umgekehrt. Dass das kein herausragendes Erfolgsrezept sein kann, liegt eigentlich auf der Hand.

Einfach praktisch und bequem. Foto: Jelena/AdobeStock

Doch was ist das Erfolgsrezept von jenen so gerne bekrittelten Internet-Giganten (und ich betone nochmals, ich bin per se kein Freund von ihnen!)?
Öffentliche Zurschaustellung des gesamten Sortiments, aussagekräftige Produktfotos von mehreren Seiten (ja, das ist aufwändig), bedarfsorientierte Produktauswahl, großzügiges Umtausch- und Reklamationshandling (phuuu …!), vielfältige Zahlungsmöglichkeiten und rasche Lieferung. Sorry … aber ist das nicht genau das, was wir uns als geschätzte Konsumenten möglichst immer wünschen? Und: Ist es wirklich so unlösbar schwer, sich das eine oder andere Scheibchen von erfolgreichen Unternehmen abzukupfern? Oder liegt es oft vielmehr an der eigenen Bequemlichkeit und einer Verwöhntheit aus längst vergangenen „goldenen Zeiten” …?

Kundenservice groß geschrieben. Foto: georgerudy/AdobeStock

Zu Beginn der C-Krise konnte man erfreulich viel Solidarität mit dem regionalen Handel beobachten. Vielleicht tatsächlich mehr als sonst. Gleichzeitig konnte ich aber auch neue Bemühungen des Handels beobachten: Unternehmen, denen das Einrichten eines Onlineshops bisher zu teuer/zu aufwändig und zu mühsam in der Abwicklung erschienen war, erkannten die (neuen?) Möglichkeiten, machten sich virtuell sichtbar und scheuten auch keine Mühen, Bestellungen zu versenden oder gar selbst auszuliefern. Andere dachten laut über einen professionellen Webshop nach, die flexibelsten unter ihnen hatten gar über Nacht einen solchen in ihrer Website integriert.

Gastronomiebetriebe, die schon seit der letzten Wirtschaftskrise in 2008, frustriert ihre Öffnungszeiten reduzierten, weil sich die Frequenz verringert hatte, kochten groß auf und lieferten plötzlich erfreuliche Mengen an Speisen aus. Mancherorts so viele, dass mangels Lebensmittelvorrat gar keine Bestellungen mehr angenommen werden konnten.

So manche Kursanbieter haben ihre Scheu vor den neuen Medien überwunden, es bereits lange bestehenden Services gleichgetan und Online-Angebote ins Leben gerufen. Und Home-Schooling hat für Lehrer/-innen und Schüler/-innen ebenso neue Tore geöffnet, wie die Erkenntnis, dass Mitarbeiter im Home-Office nicht zwingend arbeitsunwillig sind.

Ich bin überzeugt davon: Wir leben in einer Zeit des (großen?) Wandels.
Vieles soll, will und muss sich ändern. Aus der Komfortzone heraus sind Veränderungen für niemanden so einfach aus dem Ärmel zu schütteln. Ist es nicht sehr oft erst die Angst, die uns Beine macht? Etwa davor krank zu werden, die uns dann doch ins Fitness-Center treibt, unsere Ernährung umstellen lässt oder den Glimmstängeln den Kampf ansagt? Oder davor, dass wir unsere Erde bald gänzlich ruiniert haben, wenn wir nicht endlich aufhören, Plastikmüll zu produzieren, Gifte in die Felder zu sprühen und die Welt mit fossilen Brennstoffen zu verdrecken?

Aktuell scheint es jedenfalls die Angst vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch zu sein, die bei so manchem Unternehmen ein demütiges Umdenken bewirkt und damit allerlei kreative Lösungen aus dem Hut zaubert.

Ich wünsche mir und uns allen ein rasches Ende dieser beunruhigenden Zeit. Aber ich wünsche mir auch, dass das mit den neuen kreativen Ideen noch eine Zeit lang anhält. Denn was ich dabei beobachten kann, gefällt mir gut!

Introfoto: AdobeStock